Wir müssen reden!

… lautete der Titel der Online Veranstaltung bei der care.com und die Väter gGmbH die Ergebnisse ihrer Befragung von 1270 Teilnehmenden, davon ein gutes Drittel Väter, zu ihren Erfahrungen in Corona Zeiten, vorstellte.

Das ‚Stimmungsbild‘, wie die Autor:innen ihre nicht repräsentative Erhebung bezeichneten wurde im Zeitraum von Juni 2020 bis März 2021 zu sechs Zeitpunkten erhoben und stellt so eine wichtige Ergänzung anderer Corona Studien, wie zum Beispiel der Erhebung ‚Eltern während der Corona-Krise – Zur Improvisation gezwungen‘ oder der Studie ‚Thüringer Familien in Zeiten von Corona‘ dar.

In den sicherlich subjektiven Einschätzungen zeichnet sich auch der Verlauf der Pandemie, die jeweiligen politischen Maßnahmen sowie das Maß der Belastungen von Eltern ab. Dies wird bei der Zufriedenheit mit den politischen Maßnahmen sehr deutlich. Seit der 4. Erhebungswelle im Herbst 2020 liegt sie bei Vätern und Müttern nur noch bei ca. 20 Prozent.

Nach der Vorstellung der Ergebnisse nahm Dr. Martin Bujard, Forschungsdirektor beim Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung eine wissenschaftliche Einordnung vor. Seine Empfehlung für die Eltern lautete: „… auf sich selbst zu achten, und sehen, dass ist eine Ausnahmesituation. Und sich selbst dann auch nicht fertig machen, auf die eigene Gesundheit achten, damit Mütter und Väter nicht in einen Burnout rennen. Mit den Kindern geht es nicht darum, jetzt ganz schnell die Bildung aufzuholen, sondern man muss die Kinder wieder aufpäppeln, die da teilweise sehr darunter leiden. Also lieber mit den Kindern einen tollen Urlaub oder eine Radtour machen als einen Nachhilfekurs. Es ist wichtiger, dass die Kinder wieder ins Wesentliche reinkommen, und das ist auch eine tolle Chance für Väter.“

Im Anschluss ordnete Frank Rusko (Manager Diversity & Inclusion, Sanofi), das Stimmungsbild aus Unternehmenssicht ein.

In den folgenden Praisimpulsen ging es unter anderem um Fragen wie:

  • Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und Paarsein – wie geht das in Zukunft zusammen?
  • Wie hat die Coronakrise die Bindung zu unseren Kindern verändert und was heißt das für die Zukunft?
  • Starke Paare, starke Unternehmen – wie kann das in Zukunft besser funktionieren?

Die beiden Moderator:innen Kirsten Frohnert (Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor Familie“) und Volker Baisch (Väternetzwerk) holten dazu Impulse und Antworten von Unternehmensvertreter:innen, Teilnehmenden der Studie sowie weiteren Expert:innen ein.

Andreas Eickhorst (Entwicklungspsychologe und Professor für Psychologische Grundlagen Sozialer Arbeit) bedauerte in seinem Beitrag, dass es zwar eine ganze Reihe Zeitverwendungsstudien für das vergangene Jahr gibt, aber keine die danach gefragt haben, was Väter in dieser Zeit mit ihren Kindern gemacht haben. Unabhängig davon beobachte er aber, dass die Eltern das „irgendwie hinkriegen, nicht ohne Schwierigkeiten und Reibungsverluste natürlich“. Diese positive Elternkraft trägt zumindest so lange, wie die äußeren Rahmenbedingungen stimmen. Das Ergebnis, dass 25 Prozent der Väter erklärt haben, dass sich durch die Doppelbelastung von Arbeit und Kinderbetreuung die Beziehung zu dem Kind verschlechtert habe, schätzt er nicht als besorgniserregend ein zumal ja auch der Ausgangspunkt vorher nicht ganz klar ist.

Insgesamt war die Veranstaltung sehr dicht und die Dokumentation wird Gelegenheit geben, einzelne Aspekte noch einmal in Ruhe nachzuvollziehen.