Wer soll das denn alles bezahlen

… gerade in diesen schwierigen Zeiten, wird oft als ein Argument gegen die Vaterschaftsfreistellung angeführt. Dass diese Maßnahme aber auch ein Recruitinginstrument in Zeiten des Fachkräftemangels ist und gut qualifizierte Beschäftigte im Unternehmen bindet, wird dabei außer Acht gelassen. Bereits vor einem Jahr haben Väterexperten in einem Beitrag für MensHealthDad diese und weitere ‚Argumente‘ gegen die Vaterschaftsfreistellung widerlegt. Aus aktuellem Anlass haben wir den Beitrag jetzt noch einmal aktualisiert.

Ja, das Elterngeld und auch die Vaterschaftsfreistellung sind teuer. „Es ist allerdings in mehrfacher Hinsicht eine lohnende Investition in die Zukunft unserer Kinder, die Qualität der Beziehungen von Vätern und Müttern und damit auch für die Gesellschaft“, sagt Sozialwissenschaftler Hans-Georg Nelles aus Düsseldorf, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in Nordrhein-Westfalen, der sich seit mehr als 25 Jahren beruflich mit dem Thema Väter, Elternzeit und Vereinbarkeit beschäftigt. „Väter, die sich von Anfang an als bedeutend für die Entwicklung ihrer Kinder erleben und denen diese Kompetenzen zugeschrieben werden, bauen eine enge Beziehung zu ihren Kindern auf und engagieren sich auch lange nach der Geburt mehr in Haushalt und Familie. Dadurch werden traditionelle Rollenbilder aufgebrochen und Frauen mehr berufliches Engagement und Entwicklungen ermöglicht.“ Und auch Unternehmen profitieren, nämlich von motivierten und sozial kompetenten Beschäftigten, die erleben, dass sie ihre Vorstellungen und Lebenskonzepte von Vaterschaft und ihre beruflichen Ambitionen, wenn auch nicht immer gleichzeitig, verwirklichen können.

Inzwischen ist übrigens auch klar, wie die geplante Vaterschaftsfreistellung finanziert werden soll. Der Gesetzesentwurf zur Familienstartzeit sieht eine Umlagefinanzierung vor, bei der der Arbeitgeber die Lohnkosten von Partner oder Partnerin der Mutter übernimmt. Der Arbeitgeber wiederum erhält einen vollen Erstattungsanspruch aus dem arbeitgeberfinanzierten „U2-Umlageverfahren“. Die Kosten sollen – ähnlich wie beim Mutterschutz – solidarisch über das Umlageverfahren von der Gesamtheit der Arbeitgeber getragen werden. Kleines Problem dabei: Die FDP sieht die Umlagefinanzierung kritisch und möchte Unternehmen nicht weiter belasten, weshalb das Ganze gerade ins Stocken geraten ist.

Dabei sind fast 50% der Unternehmen der Überzeugung, dass sie die ‚Familienstartzeit gut hinbekommen‘ wie das Familienministerium bei einer Umfrage herausgefunden hat. Passend dazu titelt die Süddeutsche Zeitung „‚Wenn Unternehmen Familienpolitik ersetzen‘ Firmen wie der Telekommunikationskonzern Cisco gewähren Vätern und Co-Müttern schon seit Jahren vier Wochen Sonderurlaub. Die Bundesregierung lässt sich Zeit mit der bezahlten Freistellung von Vätern nach der Geburt. Einige Firmen kümmern sich darum jetzt selbst, andere haben Bedenken …“