Männer- & Väterperspektiven

Einstellungen von Männern zu Gleichstellung und Gleichstellungspolitik

Wie blicken Männer heute auf Gleichstellung und Gleichstellungspolitik? Haben sich Einstellungen und Sichtweisen in den letzten Jahren verändert und wenn ja, wie? Um das näher zu beleuchten, hat das Bundesforum Männer die repräsentative Studie „Männerperspektiven. Einstellungen von Männern zu Gleichstellung und Gleichstellungspolitik“ in Auftrag gegeben. Diese schließt an die Untersuchungen „Männer. Rolle vorwärts – Rolle rückwärts“ (2007) sowie „Männer-Perspektiven. Auf dem Weg zu mehr Gleichstellung?“ (2015) an und liefert im Zeitvergleich aktuelle Befunde für ausgewählte Fragestellungen.
Im Rahmen einer Zoom-Konferenz sind heute die Ergebnisse vorgestellt worden. Durchgeführt wurde die Studie von Prof. Dr. Carsten Wippermann (DELTA-Institut für Sozial- und Ökologieforschung GmbH).

zentrale Befunde der Studie sind:

  • 84 % der Männer sind der Auffassung, dass Gleichstellung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtig ist
  • 14 % sind voll und ganz der Überzeugung, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland realisiert ist
  • Für 83 % der Männer gilt: Für eine Partnerschaft ist es gut, wenn beide berufstätig sind.
  • Leitbild aktiver Vaterschaft von Anfang an gewinnt an Bedeutung. Nur noch 40 % der Männer antworten auf die Frage „Wer sollte in den ersten Monaten nach der Geburt zuhause bleiben und sich um das Kind kümmern?“ Die Frau.
  • 67 % der Männer finden, Gleichstellungspolitik befasst sich noch zu wenig mit den Bedürfnissen und Anliegen von Männern.
  • Als konkrete Angebote und Maßnahmen der Gleichstellungspolitik halten sie folgende für nützlich:
    86 % Mehr Männer für soziale Berufe gewinnen
    85 % Bundesweite Beratungsangebote für Männer und Jungen als Täter und Opfer von Gewalt
    77 % Ausweitung der Partnermonate beim Elterngeld

Zusammenfassend lässt sich sagen,

  • Eine große Mehrheit der Männer findet Gleichstellung richtig und wichtig – sowohl gesamtgesellschaftlich, mit Blick auf Unternehmen und ihre Vereinbarkeitskultur als auch in Bezug auf die eigene Partnerschaft. Positive Einstellungen und Haltungen von Männern zu Gleichstellung haben seit 2015 nochmals zugenommen.
  • Über zwei Drittel der Männer sind der Ansicht, dass sich Gleichstellungspolitik noch zu wenig mit den Bedürfnissen und Anliegen von Männern befasst. Ebenso viele Männer finden aber auch, dass noch zu wenig für Mütter gemacht werde. 46 % der Männer sind zudem der Ansicht, dass sowohl die Bedürfnisse und Anliegen von Männern als auch die von Frauen noch zu wenig im Fokus der Gleichstellungspolitik stehen.
  • Es zeigt sich eine gegenläufige Entwicklung unter Männern: Zunehmende Zustimmung für Gleichstellung, aber abnehmende Zustimmung für Gleichstellungspolitik. 2015 zählte noch ein gutes Drittel zu den Befürwortern einer aktiven, offensiven Gleichstellungspolitik, heute sind es nur noch ein knappes Viertel. Auf der anderen Seite wuchs im gleichen Zeitraum der Anteil der Gegner einer weiter gehenden Gleichstellungspolitik auf ein gutes Fünftel.

Aus den Ergebnissen leitet das Bundesforum Männer folgende politische Schlussfolgerungen ab:

Gleichstellungspolitik muss Männer differenziert und zielgruppenspezifisch adressieren:

  • Aktive Befürworter von Gleichstellungspolitik weiter ermutigen, bestärken und unterstützen.
  • Wenig an Gleichstellung interessierte Männer und skeptische Gegner mit einladenden und einbeziehenden Maßnahmen überzeugen.

Ein zentraler Hebel für mehr Gleichstellung ist, die Übernahme von Sorgearbeit durch Männer und Väter stärker zu fördern. Wichtige Bausteine dazu sind die Einführung der Vaterschaftsfreistellung nach Geburt (Familienstartzeit), der Ausbau der Partnermonate beim Elterngeld und die Förderung vollzeitnaher Teilzeit.

Um toxische Vorstellungen von Männlichkeit zu überwinden und gesellschaftliche Normen weiter in Richtung Gleichstellung und Vielfalt zu verändern, sind geschlechterreflektierte Ansätze in Bildung, Beratung und psychosozialer Arbeit notwendig. Insgesamt braucht es einen flächendeckenden Ausbau von Bildungs- und Beratungsangeboten für Jungen, Männer und Väter.

Quelle