Hürden in der Welt der Erwerbstätigkeit für Väter und Mütter

Väter wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und Frauen finden Karriere besser als Kinder

„Wenn wir über Frauen nachdenken, kommen wir immer mehr von einem ‚Und‘ zu einem ‚Oder‘. Die Wahl: Familie oder Erwerbstätigkeit.“ So Jutta Allmendinger

Frauen in Deutschland ist es nicht mehr so wichtig, Kinder zu bekommen. Das ist nachvollziehbar und legitim – zeichnet sich bei näherer Betrachtung jedoch als unfreiwillige und dramatische Entwicklung ab. Beim ZEIT für Arbeit-Event am 23. Mai in Berlin haben Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschafts­zentrums Berlin für Sozial­forschung (WZB), und Lena Hipp, Leiterin der Forschungs­gruppe „Arbeit und Fürsorge“ am WZB, die Ergebnisse der vierten Vermächtnisstudie vorgestellt.

Fragen zur Einschätzung von Vätern in Deutschland wurde 2023 erstmals erhoben. Bei den Antworten fällt auf, dass Väter Kritik an sich selbst äußern: Väter sollten in Zukunft mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, als sie es heute tun. Wer mehr arbeitet (Vollzeit im Vergleich zu Teilzeit oder nicht arbeitstätig), stimmt der Aussage, dass er genügend Zeit mit der Familie verbringt, weniger zu. Die befragten Väter reflektieren also, dass mehr Arbeit weniger Zeit für die Familie bedeutet.

Sie wünschen sich für die Zukunft mehr Zeit in der Familie und gehen auch davon aus, dass Väter in Deutschland mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen werden, als sie es heute tun.

Hürden für Väter

Woran liegt es, dass Männer in Deutschland nicht genügend Zeit mit ihren Kindern verbringen? Auch dazu wurden die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer befragt. Auf einer Skala von 1 bis 7 sollten sie angeben, welche Gründe ihrer Meinung nach Väter davon abhalten, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Nachstehend werden die gewichteten Antworten von rund 2.160 Frauen und 2.040 Männern auf diese Frage abgebildet.

Das Haupthindernis sind finanzielle Gründe. Das sehen sowohl Männer als auch Frauen so. An zweiter Stelle werden Hürden in der Arbeitswelt genannt: Rund zwei Drittel der Männer in Deutschland und ein knappes Viertel der Frauen stimmen der Aussage, dass der „Druck vom Arbeitgeber“ Männer davon abhielte „mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen“ zu bzw. sehr zu. Interessant ist, dass weniger als die Hälfte der Männer und Frauen den Druck seitens der Kollegen als Hindernis ausmachen. 45 Prozent der Männer und 31 Prozent der Frauen sagen, dass das nicht bzw. überhaupt nicht zutrifft. Fehlender Mut der Väter scheint jedoch ein gewichtigeres Hindernis zu sein. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung im Alter von 23 bis 65 Jahren sieht den mangelnden Mut als Ursache, warum Väter in Deutschland nicht genügend Zeit mit ihren Kindern verbringen.

Von den etwas mehr als 1.500 Befragten, die auf die Frage, ob es „aus Ihrer Sicht noch andere Gründe … [gibt], warum nicht alle Väter in Deutschland so viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, wie sie gerne möchten“ geantwortet haben, wissen wir außerdem: Vorherrschende Rollenbilder, Egoismus und Desinteresse der Väter werden noch als weitere wichtige Hindernisse wahrgenommen. Auch Karriere und die Wünsche und das Verhalten von Müttern wurden von mehr als 10 Prozent der Befragten als Hindernis angegeben

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