Oma und Opa sind der Schlüssel zur Familiengeschichte

Interview mit Sascha Schmidt, Autor des Ratgebers ‚Glücksfall Großeltern – Wie ein harmonisches Miteinander der Generationen gelingt‘

Großeltern sind wichtig, das ist keine Frage. In der gesellschaftlichen Diskussion und in aktuellen Studien wird vor allem deren Bedeutung in Sachen Kinderbetreuung hervorgehoben. Worin besteht deiner Meinung nach der eigentliche ‚Glücksfall Großeltern‘?

Oma und Opa sind der Schlüssel zur Familiengeschichte. Sie repräsentieren die Wurzel jedes Kindes. Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, wie Enkel von den Großeltern wissen wollen, wie es früher war. Zum Beispiel indem sie alte Bilder von Mama und Papa angucken, als diese selber noch klein waren. Und Oma und Opa haben keinen Erziehungsauftrag. Wenn sie sich auch keinen zimmern, dann ist die Zeit mit den Großeltern sowas wie Urlaub von den Eltern – wunderbar.

Neben dem Glück, kann es auch Leid geben, worauf können Söhne und Väter besonders achten, um den Generationenwechsel hin zu Vater und Großvater gelingend zu gestalten?

Einige junge Väter knapsen daran, wie offen und herzlich der eigene Vater als Opa agiert. Erst recht, wenn er bei ihnen früher anders oder einfach abwesend war. Es hilft dann sich bewusst zu machen, dass der aktive Opa hier auch was für sich nachholt. Enkelkinder können da wie ein Heilmittel alte Vater-Wunden kurieren.  Ich empfehle in so einem Fall das Positive als erwachsener Sohn zu sehen: „Ich freue mich, dass Du so ein zugewandter Großvater bist. Da lerne auch ich noch neuen und schöne Seiten an Dir kennen.“ Manchmal ist dies eine Einladung, über die eigene frühere Beziehung gemeinsam zu reflektieren.

Welche Rolle spielen klare Regeln für eine gute Beziehung zwischen Enkeln und Großeltern?

Klare Regeln finde ich grundsätzlich gut, wenn sie dehnbar sind und sich der Situation anpassen. In meinen Augen hilft Klarheit bezogen auf „Mein Haus, meine Regeln.“ Konkret, bei Oma und Opa bestimmen diese, wie sie mit ihrem Enkelkind zusammen sind. Die Eltern sollten da nicht mit einer To-Do-Liste ankommen, wenn sie die Kinder übergeben. Ausnahmen sind natürlich Punkte, die die körperliche oder geistige Gesundheit des Kindes gefährden. Hier müssen Eltern den Großeltern klare Vorgaben machen – zum Wohle des Kindes.

Was kann ein Mann unternehmen, wenn seine Frau von seiner Mutter nicht richtig akzeptiert und wertgeschätzt wird?

Oh, der Klassiker und absolutes Beziehungsdynamit! Er sollte für sich reflektieren und erfühlen, wem er sich loyaler verbunden fühlt – seiner Partnerin oder seiner Mutter. Wenn es die Partnerin ist, dann sagt er seiner Mutter: „Ich danke Dir für Dein Muttersein. Du warst meine erste und lange die wichtigste weibliche Bezugsperson für mich. Doch jetzt steht meine Frau auf Platz eins. Und ich erwarte von Dir, dass Du sie mit Respekt behandelst.“ Spürt er jedoch mehr Verbundenheit zur eigenen Mutter, dann ist es Zeit, aus der Sohnrolle rauszukommen. Fast keine Frau möchte einen Mutterssohn an ihrer Seite haben, sondern einen eigenständigen Mann. In meinem Paarberatungen war die männliche Unklarheit – Partner- oder Sohnsein – oft ein Grund für Beziehungsprobleme.

Was macht deiner Meinung nach einen ‚hinreichend guten‘ Großvater aus?

Keep it simple. Sei im Hier und Jetzt mit Deinem Enkelkind und achte auf Deine Grenzen. Ansonsten: Genieße die gemeinsame Zeit!

Sascha Schmidt ist Familien- und Paarberater in Bordesholm (Kiel). Seine Arbeit ist stark inspiriert von Jesper Juul (familylab).