Glücksfall Großeltern

In diesem ‚Sonderprodukt‘ der Zeitschrift kizz beschreibt der Familien- und Paarberater Sascha Schmidt, wie ein harmonisches Miteinander der Generationen gelingen kann. Das großformatige Buch hat er als Handreichung konzipiert, zeigt typische Fallstricke auf und erklärt, wie Konflikte zwischen den Generationen überwunden werden können, um die Beziehung zu den Großeltern konstruktiv und herzlich zu gestalten‘.
Eigentlich geht es um die Beziehung zu den eigenen Eltern, die dadurch, das aus Söhnen und Töchtern Väter und Mütter geworden sind, jetzt auch Großväter und -mütter sind.

Es ist eine Generationenfolge und zu wissen, woher man kommt ist die Grundlage für die eigenen Lebensziele. Vor diesem Hintergrund geht es im ersten Abschnitt um die eigenen Wurzeln, die guten Vorsätze, es besser zu machen … aber auch die eigenen Kindheitserfahrungen, die einen immer wieder einholen bzw. mit denen die eigenen Kinder uns konfrontieren.

Um den eigenen Weg zu finden so Schmidt, ist es wichtig, den inneren Kompass, bestehend aus Kindheitserfahrungen, Glaubenssätzen und Antreibern zu erkennen und sich gegebenenfalls mit ihm auszusöhnen und darauf aufbauend ein eigenes Vaterbild zu entwickeln.

Für die Enkelkinder sind die Großeltern der Schlüssel zur Familiengeschichte, sie wollen wissen, wo sie herkommen und wie Mama und Papa früher waren. Darüber hinaus sind Oma und Opa weitere bedeutsame Bezugspersonen, die Sicherheit und Geborgenheit bieten und gerade bei Spannungen und Konflikten ausgleichend wirken können.

Das sie es anders machen können und dürfen ist in der Lebenserfahrung begründet, aber auch darin, dass die Verantwortung, zum Beispiel in Sachen Ernährung oder Medienkonsum letztendlich bei den Eltern liegt. Wenn Großväter und Großmütter für die Kinderbetreuung eingespannt werden, müssten die Eltern akzeptieren, dass die Großeltern ein Recht auf eigene Regeln haben, so der Autor.

Das gilt für den Fall, dass die Großeltern zu Besuch kommen natürlich umgekehrt. Sascha Schmidt skizziert hier jedoch noch eine andere Herausforderung: ‚Grundsätzlich gilt, Kommen die eigenen Eltern zu Besuch, droht auch die Gefahr, dass Sie ungewollt wieder zum Kind werden.‘ Auch die Beziehung des Partners bzw. der Partnerin zu den jeweiligen Schwiegereltern kann Konflikte in sich bergen. Hier macht der Autor aber Mut ‚keine Angst vor Konflikten‘ und zeigt auf, wie diese konstruktiv gehandhabt werden können.

Die ‚Gefahr selbst wieder zum Kind zu werden, ist bei Besuchen im eigenen Elternhaus noch größer. Hier rät Schmidt, sich selbst und das Kind im Blick zu behalten. ‚Geht es Ihnen gut im Elternhaus? Wenn nicht, was ließe sich ohne großen Aufwand ändern, damit es Ihnen besser geht? Oft sind es nur Kleinigkeiten, die aber große Wirkung zeigen.‘

Konflikthafter kann es im ‚Spezialfall Schwiegereltern‘ werden. Hier spielen unter Umständen Konkurrenz um den eigenen Sohn bzw. Tochter oder divergierende Rollenvorstellungen, insbesondere die der Mütter, eine Rolle. Auf der anderen Seite sind die Schwiegereltern auch der Schlüssel zur Geschichte und Kindheit des Partners, der Partnerin.

Neben dem Glücksfall kann es auch vorkommen, dass sich Großeltern nicht für ihre Enkel interessieren. Das kann verschiedene Gründe haben, vielfach die Konfrontation mit dem eigenen Alter, die vielleicht verdrängt wird. Hier rät der Autor, die Enttäuschung anzunehmen und zu akzeptieren, dass die Verantwortung für die Kontaktaufnahme bei der Großeltern liegt. Er ermutigt aber zu erkunden, wo die Gründe für das Desinteresse liegen. Es könnte einfach auch in einer Überforderung liegen.

‚Großeltern machen oft Dinge, die wir als überaltert, überholt und unpassend empfinden. Es leitet sie dabei aber derselbe Wunsch wie Sie: den Kindern etwas Gutes zu tun.‘ Gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung sind der Schlüssel für eine gelingende Beziehung.

Der Ratgeber, der an vielen Stellen Hinweise und Zitate zu weiterführenden Texten, wie etwas von Jesper Juul enthält richtet sich zwar in erster Linie an die Väter und Mütter, ist aber auch für die Großeltern, die ihre Beziehung zu beiden nachfolgenden Generationen gelingend gestalten möchte, eine empfehlenswerte Fundgrube.