Familienpolitische Sprecher*innen zu Gast bei der LAG-Väterarbeit

Eilen Woestmann von den Grünen und Jens Kamieth von der CDU waren am 18. November Gäste beim Online PolitikTalk der LAG-Väterarbeit. Das Gespräch unter dem Motto ‚Aktive Vaterschaft in Krisenzeiten – Was Väter und Familien von Politik erwarten‘ wurde von dem Dortmunder Journalisten Kay Bandermann moderiert. Im Vorfeld hatte Jürgen Kura Kölner Väter befragt und ihre Stellungnahmen in einem Video zusammengeschnitten, das zu Beginn des Talks gezeigt wurde.

In den kurzen Statements kam eine spannende Mischung von Erfahrungen und Anliegen zur Sprache, die von Kita- und Spielplatzschließungen während den Corona-Lockdowns bis hin zu konkreten Nachfragen zu Formulierungen im Zukunftsvertrag der Landesregierung reichten. In den Äußerungen machten die Väter auch deutlich, dass sie sich von Anfang an aktiv in die Erziehung ihrer Kinder einbringen wollen und benannten Missstände und Rahmenbedingungen, die sei daran behindern: „Die letzte Benachteiligung, die mir so einfällt, ist, dass ich das Gefühl habe, dass viele einer veralteten Bindungstheorie anhängen, nach der ein Kind eine Hauptbindungsperson hat und das muss tendenziell die Mutter sein. Das, so habe ich das Gefühl, ist immer noch stark in den Köpfen und erschwert mir das Vaterdasein.“

Weitere Themen die benannt und angefragt wurden waren unter anderem der Anteil von männlichen Erziehern in Kitas, männliche Ansprechpartner in Gleichstellungsstellen, Regelungen zum Elterngeld und die Qualifizierung von Mitarbeitenden in den Jugendämtern und Richter*innen zum Thema ‚Wechselmodell‘.

Das dies nicht allen in den zur Verfügung stehenden knapp 90 Minuten ausdiskutiert werden konnte war klar, auch wenn die beiden anwesenden Väter, die auch im Video zur Sprache kamen, sehr beharrlich versuchten, ihre Anliegen zu thematisieren.

In ihrem Eingangsstatement machte Frau Woestmann von den Grünen deutlich, dass sie die geäußerten Anliegen nachvollziehen könne und betonte, „dass es gerade beim Thema Väter oder Elternsein nicht zu einem Gegeneinander kommen darf. Es darf nicht dazu führen, dass wir Mütter gegen Väter spielen und versuchen herauszufinden, wer eigentlich der bessere Teil der Betreuung ist. Kinder brauchen beide Elternteile, übrigens auch in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft. … und natürlich ist es notwendig, dass Väter sich aktiv einbringen. Aber es ist selbstverständlich genauso notwendig, dass Frauen oder Mütter auch aktiv abgeben.“ Bei ihren weiteren Äußerungen knüpfte sie an sehr persönlichen Erfahrungen als Mutter eines kleinen Kindes im Landtag und den gemeinsamen Lernprozessen mit ihrem Mann an.

In seinen Äußerungen ging auch Herr Kamieth auf seine persönliche Vatergeschichten aus der geschiedenen ersten Ehe mit zwei Söhne und der neuen Beziehung mit einem weiteren Sohn ein. Trotz der vereinbarten ‚klassischen Rollenteilung‘ war ich „dann am Wochenende oder außerhalb meiner Arbeitszeiten stärker für meine Kinder da und da habe ich natürlich auch aus eigenem Empfinden merkwürdige Sachen erlebt. Also zum einen war ich einer der wenigen Väter, die dann morgens die Kinder in den Kindergarten gebracht hat. Oder wenn man drei Jungs hat, ist man auch alle paar Wochen mal am Wochenende in der Kinderklinik, weil es irgendeinen Unfall gab. Und ich bin zum Teil merkwürdig angeguckt worden, so nach dem Motto Warum kommt da nicht die Mutter, wer ich denn überhaupt sei?“

Aber das sei ja schon „ein paar Tage her“ und vieles sei im Umbruch. Herr Kamieth sieht „Vaterschaft oder Elternschaft so ein bisschen in der Krise, im Umbruch, ist, weil wir eben wegkommen von dem Bild des unverletzlichen, mental wie körperlich starken Vaters. Der, der immer da ist, wenn es um Not geht, aber eben nur für die lebensbedrohlichen Sachen vielleicht hin zu einer ganz neuen, modernen Vaterschaft.“

Dazu passten die Aussagen die Frau Woestmann wenig später machte: „Also, wenn ich überlege, mein Vater war auch sehr präsent in meinem Leben und teilweise ist es sehr traurig, das sich im Vergleich zu meinem Mann, der jetzt Vater geworden ist, noch nichts geändert hat. Also ins Spielgruppen war er der einzige Papa. Bei mir war mein Papa der einzige Papa. Also da ist einfach echt noch Luft nach oben. Aber manche Prozesse brauchen einfach auch Zeit, um in der Gesellschaft anzukommen. Und ich glaube, ich möchte nicht, dass die Väter Bewegung genauso lange braucht wie die Frauenbewegung, … Aber ich glaube, man kann so was auch nicht über die übers Knie brechen und versuchen da mit Gewalt was zu forcieren, weil am Ende muss es immer auch gelebt werden können.“

Mit diesen Punkten haben die beiden Landespolitiker*innen Kernanliegen der LAG-Väterarbeit angesprochen und es war klar, das die Gespräche im kommenden Jahr weitergeführt werden.
Inzwischen hat der Vorstand der LAG Termine für Anfang Februar vereinbart und wir werden über die von der Landesregierung zu gestaltenden Rahmenbedingungen sprechen, die Vätern ermöglicht im Leben ihrer Kinder präsent zu sein und Erwerbs- und Carearbeiten fair und partnerschaftlich aufzuteilen.