Auch bei Hebammen fehlen oft Vorbilder einer fürsorglichen Vaterschaft

Das Schwerpunktthema der aktuellen Hebammenzeitschrift (DHZ 3-2022) lautet ‚Elternwerden aus feministischer Sicht‘. Das es dabei auch auf ‚aktive Vaterschaft von Anfang an‘ ankommt haben Karsten Kassner, Hans-Georg Nelles, Holger Strenz und Carsten Vonnoh in ihrem Beitrag dargelegt.

Neben einer auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Geburtsvorbereitung und dem Austausch mit anderen Vätern spielen passende gesellschaftliche Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. Dazu heißt es im Beitrag unter anderem:

Darüber hinaus setzen familienpolitische Regelungen – aber auch betriebliche Kontexte – den Rahmen, in dem Männer ihre Vaterschaft gestalten können. Mit dem Elterngeld ist seit 2007 ein Weg eingeschlagen worden, der eine »leise Revolution« nach schwedischem Vorbild einleiten sollte. Seitdem ist einiges in Bewegung geraten, die geltende Regelung mit zwei zusätzlichen Partnermonaten und die seit Einführung unangetastete finanzielle Ausgestaltung sind jedoch nicht ausreichend.

Viele Arbeitgeber:innen stehen beruflichen Auszeiten von Männern aufgrund von Sorgeverantwortung weiterhin skeptisch gegenüber. Das zeigt aktuell auch die Diskussion um die bezahlte Vaterschaftsfreistellung nach Geburt, also die Möglichkeit für Väter und andere zweite Elternteile, 14 Tage nach der Geburt bei vollem Gehalt die Partnerin im Wochenbett zu unterstützen und selbst in die neue Rolle hineinzuwachsen.

Insofern ist es sehr zu begrüßen, dass es in Deutschland mit der geplanten Einführung einer Vaterschaftsfreistellung perspektivisch eine solche familien- und gleichstellungspolitische Leistung als gesetzlichen Anspruch geben wird. Die Diskussionen um entsprechende Regelungen machen die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen an Väter und Mütter sichtbar, die es Vätern erschweren, sich von Anfang an gleichberechtigt zu beteiligen.

Statt zu monieren, dass Väter in der Regel lediglich die zwei zusätzlichen Partnermonate beim Elterngeld in Anspruch nehmen, bräuchte es viele weitere mutige Schritte und strukturelle Rahmensetzungen, um Sorgearbeit gleichberechtigter zwischen den Geschlechtern aufzuteilen. Beispielsweise eine deutliche Ausweitung der Partnermonate beim Elterngeld und mehr monetäre Anreize, sich das Elterngeld gleichmäßiger aufzuteilen, etwa durch die Einführung einer Dynamisierung, wie im 9. Familienbericht der Bundesregierung vorgeschlagen

Darüber hinaus wäre die Einführung einer Familienarbeitszeit ein wichtiger Schritt, um eine lebenslaufbezogene Arbeitszeitpolitik zu etablieren, die für beide Eltern Arbeitszeitreduktion oder vollzeitnahe Teilzeit für Phasen mit erhöhter Verantwortung für Sorgearbeit vorsieht.