Interview mit Benjamin Wockenfuß
Wie bist du auf den Titel #TollerPapa gekommen du was wer ist für dich ein ‚guter Vater‘?
Die Titelfindung war in der Tat gar nicht mal so einfach. Wir wollten keinen mechanisierten oder überbetont kräftigen Titel a la „Power Papa“ oder so. Am Ende sollte er #-tauglich sein, damit die Väter aus der Community sich mit diesem Tag über die Inhalte des Buchs austauschen können.
Wir haben versucht, das Thema „klassischer Ratgeber“ wirklich radikal vom lesenden Vater ausgehend neu zu denken. Was braucht er wirklich? Wie ist eigentlich ein Leseverhalten von Vätern? Brauchen wir den „erhobenen Zeigefinger“ oder doch eher den wohlwollenden, motivierenden und einladenden „Gedankenöffner“?
Wenn ich ein toller Papa sein möchte, dann muss bereit sein ein authentischer Papa zu sein. Für eine authentische Vaterhaltung braucht es die Auseinandersetzung mit mir selbst / meinem eigenen Vaterbild. Meinen Wünschen und Ängsten. Habe ich Bock auf diese wilde Reise, dann kann ich ein toller Papa werden. Ich glaube, dass die Väter meiner Generation allzuoft eine idealisierte Vorstellung vom Vatersein haben. Muss ich der beste Kumpel für mein Kind sein? Alles richtig machen? Unfehlbar und über jeden Zweifel erhaben? Bloß nicht. Ein – wie ich finde – ganz toller Spruch besagt: Du erziehst nicht übers Reden, sondern übers (Vor)Machen. Darum gehts.
In dem Vorwort zum Buch zitierst du einen Tweet, in dem es darum geht, dass Frauen während der Corona Pandemie die Hauptlast in den Familien getragen haben und Männer darüber Bücher schreiben und Vorträge halten. Du hast ja jetzt auch ein Buch vorgelegt, ist das Vorwort als Selbstironie zu verstehen?
Auf jeden Fall. Irgendwann bin ich – schon vor Corona – dazu übergangen, dass ich bei Vortragseinladungen nur dann zugesagt habe, wenn mindest eine Speakerin ebenfalls einen Slot hatte. Auch wenn mein Vatersein für einen Impulsratgeber für Väter ganz gut passt, wie ich finde, ist es wieder ein Mann der die Lautsprecherfunktion einnimmt. Auch in der Partnerschaft / in der Kindererziehung gibt es durchaus Strukturen, die wir aufbrechen könnten.
Ich glaube, dass Frauen hier lernen mussten anders belastbar zu sein. Uns Männern hingegen, wurde eher vermittelt, das wir abzuliefern haben, weil der Indianer doch keinen Schmerz kennt und nur Mädchen weinen. Lasst uns diesen ganzen Bullshit in die Tonne schmeißen. Frauen sind wundervoll. Männer auch. Ich verwahre mich zudem gegen diese stereotypische Kategorisierung. Wir Menschen sind fluide Wesen und nur begrenzt gut auf unser biologisches Geschlecht zu reduzieren. Kurz gesagt. DIE Männer und DIE Frauen gibts doch gar nicht.
Den ersten Teil von ‚#TollerPapa‘ hast du in sieben Kapitel gegliedert, die unabhängig voneinander gelesen und bearbeitet werden können. Was ist dabei deine Hauptbotschaft an die lesenden Väter und wozu möchtest du sie einladen?
Ich glaube, dass Ratgeber, die alles für alle sein wollen, nicht funktionieren. #TollerPapa richtet sich an Väter, die Lust haben sich mit ihrer Erziehungsrolle auseinander zu setzen und dabei wertvolle Impulse zu erhalten. Väter, die für sich und innerhalb der Partnerschaft noch klären möchten, welche Erziehungsrolle sie einnehmen können und wollen. Aber klar, #TollerPapa eignen sich auch prima als Geschenk für werdende Väter und auch Mütter bekommen spannende Insights über das Gefühlserleben von Vätern. Es eignet sich auch hervorragend als Geschenk. Also kaufen, kaufen, kaufen … 😉
Unter dem Hashtag ‚#TollerPapa‘ soll sich eine Online Community bilden, die ihre Erfahrungen mit dem Buch und ihrem Vatersein austauscht, welche Erwartungen verbindest du damit?
Gar keine. In der Tat folgte der Verlag einen wilden Gefühl von mir, dass eine solche Community hilfreich wäre. Ist sie auch. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Communities selten aus sich heraus organisch skalieren. Wir stecken da weder Geld noch Zeit rein. Bald wird es einen Podcast geben, in dem Väter fragen stellen können. Ich merke schon, dass sich unter dem Tag #TollerPapa etwas in der Netzgemeinde tut. Mal sehen, was daraus noch wird. Ich gehe da völlig ohne Ambitionen rein, wenn es aus sich heraus entsteht, dann bin ich gerne dabei und spiele Bälle weiter / nehme sie auf, die dann dort die Runde machen.
Wenn man das Buch herumdreht findet man die Geschichte von Power-Papa & Kreativ-Kid, die damit beginnt, dass Papa Paul und Moritz das Buch #TollerPapa lesen und dann gemeinsam Abenteuer meistern und fiese Fieslinge besiegen. Ist das die Geschichte eines Vaters, der sich auf den von dir im ersten Teil skizzierten Weg gemacht hat.
Paul und Moritz sind Platzhalter. Du / ich / ja, und du, der das Interview gerade liest kann Paul oder Moritz sein. Der Vater in dem Kinderbuchteil bringt schon ganz viel mit, um ein #TollerPapa zu sein. Z.B. Zeit und sich auf kindliche Lebenswelten einzulassen. Das Kinderbuch soll vielmehr die Impulse aus dem vorderen Teil zum einen kindgerecht aufbereiten und zum anderen eine emotionalisierte Interaktion mit dem Kind provozieren. Hinten im Buch lernt auch der Buch-Papa Paul noch einiges dazu. Spoiler: An einem Punkt in der Bilderbuch-Geschichte darf das Buch in die Eck geschmissen werden, damit die Geschichte weitergeht. Es ist wieder ein interaktives Mitmachbuch geworden, das war mir wieder besonders wichtig.
Vielen Dank für das Gespräch.
Eine Rezension von #TollerPapa finden Sie hier